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Millimeterarbeit mit 27 Meter langen Holzteilen - In Thüringen steht der neue Rathaussteg schon


Die Arbeiten am Rathaussteg kommen voran – wenn auch abseits von Tuttlingen: In einer Werkstatt in Thüringen wurden die Holzelemente auch schon einmal probeweise zusammengesetzt. Mitte April werden sie dann nach Tuttlingen transportiert.

Detailaufnahme der Stahlstütze

Testmontage: Im thüringischen Hermsdorf wurde der Rathaussteg probeweise vormontiert.

Es gibt Momente, die sind auch für Profis immer wieder aufs Neue spannend. „Auch nach Jahren der Erfahrung ist man da aufgeregt“, sagt Julia Schuler und schaut neugierig auf das 27 Meter lange Holzelement, das gerade an zwei Haken durch die Halle schwebt. Langsam näher es sich seinem Ziel, zentimetergenau transportiert es der schwere Portalkran an sein Ziel. „Es ist weniger die Angst, dass es nicht funktioniert“, sagt die Projektleiterin beim Ingenieurbüro schlaich bergermann partner, „eher die Freude, wenn es klappt.“ Ein paar Minuten später hat Julia Schuler dann auch schon Grund zur Freude: Das tonnenschwere Holzelement rastet passgenau am vorgesehenen Platz ein, ein Zimmermann drückt es von Hand exakt auf den Millimeter in die Vertiefung – wieder ist ein Stück Rathaussteg an seinem Platz. „Am Rechner sieht alles klein und überschaubar aus“, sagt Julia Schuler, „wenn man aus den Plänen dann eine fertige Brücke wird, ist es immer wieder beeindruckend.“

Vormontierte Brücke auf Böcken
In einer unauffälligen Halle in einem Gewerbegebiet am Rande von Hermsdorf wird der künftige Rathaussteg gerade probeweise zusammengesetzt. Zwei Wochen dauert die Prozedur – eventuelle Nacharbeiten inbegriffen. In der thüringischen Kleinstadt direkt an der A 9 hat die Holzverarbeitung Tradition. Nicht ohne Grund trägt die waldreiche Region auch den Namen „Holzland“. Eines der dort ansässigen Unternehmen ist die Firma Strab Ingenieursholzbau. Im Auftrag der von der Stadt beauftragten Firma Schleith Spezialtiefbau wurden dort die Elemente für den Rathaussteg aus Leinmbindern gefertigt – insgesamt acht Stück, jeweils 27 Meter lang und 1,5 Meter breit. Nach dem erfolgreichen Test werden die Teile wieder auseinander genommen und nach Tuttlingen transportiert. Wenn sie dort angekommen sind, werden jeweils vier davon auf der zuvor hergerichteten Montagefläche an der Stuttgarter Straße  zu den beiden Brückenhälften zusammengesetzt, mit den geschwungenen Fingerstützen aus Stahl verbunden und dann mit einem Autokran an ihren endgültigen Platz auf den beiden Betonsockeln gehievt, die schon jetzt an beiden Ufern der Donau stehen.

„Das wird eine ganz besondere Brücke“, schwärmt Baudezernent Florian Steinbrenner. Zusammen mit einer fünfköpfigen Tuttlinger Delegation ist er vorige Woche nach Thüringen gereist, um die Probemontage vor Ort zu begutachten. Die vom Stuttgarter Büro schlaich bergermann partner entwurfene Brücke besteht fast komplett aus Holz. „Das ermöglicht eine sehr elegante und filigrane Konsturktion“, so Steinbrenner. „Und nachhaltig ist sie auch.“ Das Holz stammt aus dem Bayerischen Wald, und die Klimabilanz ist deutlich besser als bei einer Betonbrücke. Aus Beton wird nur die oberste Tragschicht sein, die dann ab Mai auf die fertig montierte Brücke vor Ort aufgetragen wird. Wenn diese fertig ist, müssen dann nur noch die Geländer montiert werden, zum Schluss wird noch die Beleuchtung montiert – auch an der Unterseite des Bauwerks: Dank der LEDs wird die Brücke bei Nacht wie eine schillernde Skulptur über der Donau strahlen.

Die  nächste Herausforderung wird dann der Transport: Die 27 Meter langen Teile werden mit mehreren Tiefladern von Thüringen nach Tuttlingen transportiert – größtenteils über Nacht auf der dann weitgehend leeren Autobahn – und mit Polizeibegleitung. Vor Ort wartet dann ein Autokran mit einer maximalen Traglast von 700 Tonnen. Er wird auf einem eigens am Nordufer befestigten Platz aufgestellt und hebt von dort aus dann die beiden Brückenhälften ein.

Voraussichtlich im Juli werden Fußgänger und Radfahrer die Brücke dann benutzen können. Und zur Fertigstellung wird es auch ein Brückenfest geben. Wann dieses genau sein wird, kann man noch nicht genau sagen. Das hängt auch vom Wetter ab. Vor allem für den Einbau der Tragschicht wird trockenes und stabiles Wetter benötigt – was ja auch der Grund dafür war, dass die ursprünglich geplante Einweihung vor der Winterpause nicht mehr möglich war. Doch trotz der Verzögerungen: „Eine Bauzeit von 15 Monaten für ein Projekt dieser Art“, so Florian Steinbrenner, „ist immer noch eine herausragende Leistung aller Beteiligten.“

Auch auf den Landeszuschuss hat  sich die Verzögerung nicht nachteilig ausgewirkt: 3,2 der insgesamt 4,5 Millionen Euro Baukoste fließen als Zuschuss nach Tuttlingen.

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