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Volkstrauertag
„Man wünscht, Putin müsste jedem einzelnen in Auge sehen“


„In diesem Jahr stellt niemand mehr die Frage, ob man noch einen Gedenktag gegen den Krieg und für den Frieden braucht“, so OB Michael Beck in seiner Rede. Gut 150 Menschen waren zu der Veranstaltung gekommen, die  seit 1952 in der Bundesrepublik als Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewalt gefeiert wird. In diesem Jahr freilich bekam der Volkstrauertag eine leider sehr aktuelle Note. „Oft wird gesagt, dass wir 24. Februar in einer anderen Welt erwachten“, so OB Michael Beck mit Blick auf den Ukraine-Krieg, „und es war ein sehr böses Erwachen.“ Man habe sich seither von vielen Illusionen verabschieden müssen – unter anderem von der, dass wirtschaftlicher Austausch Kriege verhindere. Auch müsse man sich eingestehen, dass man in manchen Fällen auch Waffen brauche, um den Frieden wieder herzustellen. Alles andere spiele nur einem Massenmörder in die Hände.

Erinnerung an Krieg und Flucht: OB Michael Beck und Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderates entzündeten das Feuer am Vertrieben-Mahnmal.

„Man wünscht sich, dass Putin jedem einzelnen ins Auge blicken müsste, den er in den Tod geschickt oder dem er Angehörige genommen hat,“ so Beck weiter. Und hinter jedem Toten stünden zerstörte Lebensentwürfe und verzweifelte Familien. Daher sei der Volkstrauertag mehr denn je eine Verpflichtung für die Gegenwart. Vor allem müsse von diesem Tag das Signal ausgehen, dass die Welt es nicht zulasse, dass einzelne meinten, mit Hass, Lügen und purer Gewalt ihre Ziele durchsetzen zu müssen. Erst wenn dies unumstritten sei, sei weltweiter Friede möglich.

77 Jahre, so erinnerte Altstadtrat Hellmut Dinkelaker, habe es keinen Krieg in Mitteleuropa gegeben. Dies sei auch das Verdienst umsichtiger Politiker wie Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Willy Brandt, John F. Kennedy und Helmut Kohl gewesen. Seine Gedanken über Krieg, Gewalt und Vertreibung verband Dinkelaker mit persönlichen Erinnerungen – unter anderem an die Tuttlinger Familie Martin, die 1989 bei einer Peru-Reise einem  Attentat der Terrororganisation „Leuchtender Pfad“ zum Opfer fiel.

Während des Kalten Krieges, so gestand Dinkelaker, habe er sich sicherer gefühlt als während des aktuellen Konfliktes. Keiner wisse, was noch komme. Bis jetzt freilich seien die bei uns spürbaren Folgen des Krieges nichts verglichen mit dem, was die Ukrainer erleben müssen. Umso wichtiger sei es, unsere Freiheit und Kultur des Ausgleichs zu pflegen. „Wir müssen dabei wehrhaft und friedensbewegt gleichzeitig sein.“

Hielt die Gedenkrede: Altstadtrat Hellmut Dinkelaker.

Gedacht wurde im Rahmen der Feier auch allen, die während der unterschiedlichsten Kriege ihre Heimat verloren haben. Stellvertretend für den erkrankten Martin Brenndörfer von der Kreisgruppe der Siebenbürger Sachsen entzündeten Vertreter*innen der Gemeideratsfraktionen gemeinsam mit OB Michael Beck die Flamme am Vertriebenen-Mahnmal. Schüler*innen der LURS sangen das Lied der „Tausend Kraniche“ - eine Erinnerung an die Japanerin Sadako Sasaki, die als Kind den Atombombenabwurf überlebte und später beschloss, als Friedenssymbol 1000 Origami-Kraniche zu falten. Nach 664 Kranichen starb sie an den Folgen der Kraniche. Seither falteten Menschen auf der ganzen Welt Millionen von Kranichen, um das Friedenssymbol weiter zu tragen.

Gedenken: OB Michael Beck und EBM Uwe Keller legen den Kranz in der Ehrenhalle nieder.

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