Volltextsuche auf: https://app.tuttlingen.de
News

Noch bis zum 31. Juli: Ausstellung „Moderne in Tuttlingen – Schenkung Heinichen“


Die im Tuttlinger Fruchtkasten gezeigte Kunstausstellung mit dem Titel „Moderne in Tuttlingen – Schenkung Heinichen“ ermöglicht einen Einblick in die langjährige Sammlertätigkeit von Helga und Karl Heinichen und umfasst Werke von Inge Braitsch-Martin, Udo Braitsch, Franz Bucher, Kurt Frank, Edgar Hofschen, Roland Martin und Friedrich Sieber. Noch bis zum 31. Juli läuft die sehenswerte Schau im Fruchtkasten.

Als der Architekt Heinichen im Jahr 1959 ein Büro in der Schwenninger Herdstraße eröffnete, begann er dort Kunstausstellungen zu präsentieren. Hieraus wurde später, in Zusammenarbeit mit Felix Schlenker, die „kleine Galerie“.  Die dort gezeigte Kunst war zur damaligen Zeit provokant und irritierend. In den Aktivitäten um die „kleine Galerie“ gründet die umfangreiche Sammlung des Ehepaars Helge und Karl Heinichen. Ein großer Teil wurde nach 1965, somit nach Beendigung von Heinichens Galerietätigkeit, erworben, wie etwa das 1972 im Rottweiler Forum Kunst ausgestellte Bild „Modifikation“ von Edgar Hofschen.

Karl Heinichen (1926-2009) und seine Frau Helga (1927-2019) pflegten eine intensive Freundschaft mit dem Tuttlinger Künstlerpaar Roland und Inge Martin, sowie zu deren späteren Ehemann Udo Braitsch. Die in der Ausstellung gezeigte Porträtbüste des 1957 geborenen Sohnes Veit Heinichen ist ein anschauliches Dokument dieser privaten Beziehung nach Tuttlingen. So kommt es, dass die Nachkommen (Jane und Veit Heinichen) der Stadt Tuttlingen 26 Werke aus der Sammlung von Helga und Karl Heinichen geschenkt haben, die nun in der Ausstellung präsentiert werden.

Von Roland Martin (geb. 1927), der vor allem für seine figürliche Plastik bekannt ist, sind aus der informell-abstrakten Phase der 60er Jahre sinnlich anmutende Betonreliefs und Metallskulpturen zu sehen. Für die darauffolgende konstruktiv-abstrakte Phase stehen beeindruckende Schichtsäulen und Siebdrucke aus den 70er Jahren. Das größte Stück der Schau ist eine weiß lackierte „Raumsäule, die aus völlig regelmäßigen Schichten aufgebaut ist. Die einzelnen Elemente sind auf einen Stab aufgesteckt, sie fächern sich stufenweise in kleiner Drehung um die Mittelachse auf und deuten gedanklich das Unendliche an.

Roland Martin pflegte viel Austausch in der Kunstwelt, beispielsweis auch mit dem Tübinger Kurt Frank (1926-1995), der sich mit Materialbildern und monochromer informeller Malerei hervortat. Für weitere Experimente stehen ein mit roter Farbe bemaltes Relief aus geschichteter und perforierter Pappe oder auch ein Flechtwerk aus Leder.

Inge Braisch-Martin (1923-2012), mit der man vor allem die Kunst des Landschaftsaquarelles verband, überrascht in der Ausstellungmit geheimnisvollen weiblichen Akten, die in ihrer einfachen Linienführung sehr ausdrucksstark sind.

Ein wichtiger Schwerpunkt der Sammlung Heinichen bilden die Werke von Udo Braitsch (geb. 1950). Diese verblüffen durch ihre meisterhafte Technik und das virtuos gemalte Motiv der Spiegelung. War es ganz am Anfang noch die Sicht aus den Zugfenstern und Erinnerungsbilder, die in die vielschichtigen Kompositionen einflossen, so findet und erfindet der Künstler seine Spiegel-Zerrbilder seit geraumer Zeit in seinen Stillebenarrangements, die er in seinem Atelier aufbaut. Ganz gewöhnliche Dinge aus der Alltagswelt wie Gläser, Früchte, Messer und Glühbirnen werden auf einem Brett vor einer gewellten Spiegelfolie aufgebaut und mit viel Hingabe auf die Leinwand gebracht.

Die Kunstwerke der Sammlung Heinichen, die in ihrer Entstehungszeit zum Teil noch ungewohnt und provokant waren, sind für die Augen heutiger Betrachtenden zu unbestrittenen Klassikern geworden.

Menü zurück Seite
neu laden
zur
Startseite
mehr
Infos
Hilfe schließen
Direkt nach oben