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Stadt will offene Diskussion über Schneckenburger-Denkmal


Die Stadt Tuttlingen will sich mit der Geschichte des Schneckenburger-Denkmals im Stadtgarten auseinandersetzen. Dabei sollen die Bürger*innen einbezogen werden – unter anderem mit einem Workshop im kommenden Jahr.

Schneckenburger-Denkmal im Stadtgarten

Soll Gegenstand einer offenen Diskussion werden: Das Schneckenburger-Denkmal im Stadtgarten.

Ein wuchtiges Monument aus Muschelkalk, Reiter die mal mehr oder weniger heroisch von ihren Pferden blicken, dazu eine Inschrift, die das Entstehungsjahr 1937 nennt – schon mit wenigen Blicken lässt sich erkennen, dass es sich beim Schneckenburger-Denkmal um ein Relikt aus der NS-Zeit handelt. „Bisher wird dies nicht kommentiert. Nachdem Tuttlingen mit dem Gedenkpfad Lager Mühlau oder den Stolpersteinen sonst eine sehr offene und kritische Erinnerungskultur pflegt, sollten wir auch mit dem Denkmal einen angemessenen Umgang finden“, so Stadtsprecher Arno Specht in der Gemeinderatssitzung am Montag.

Dies soll jetzt geschehen: Einstimmig beschloss der Gemeinderat, gemeinsam mit der Bürgerschaft einen Prozess zu starten, in dem das Denkmal aus heutiger Sicht beleuchtet wird. Eine Entfernung des Denkmals schlägt die Verwaltung ausdrücklich nicht vor. Am Ende des Prozesses könnte eher eine Ausstellung stehen, eine Kommentierung oder auch eine Ergänzung durch eine anderes Kunstwerk – der Weg ist hier noch offen. Auf jeden Fall wird unter Federführung der Städtischen Galerie und des Stadtarchives ein Workshop vorbereitet, der im kommenden Jahr stattfinden soll, sobald es die Corona-Entwicklung wieder zulässt.

Inschrift am Schneckenburger-Denkmal

Zwei Schwerpunkte sollen dabei untersucht werden: Zum einen die Geschichte des Denkmals selber, das 1937 als Ergebnis eines Wettbewerbs geschaffen wurde. Als Künstler wurde der Stuttgarter Akademiedirektor Fritz von Graevenitz engagiert, der auch mehrfach zu den vom NS-Regime veranstalteten „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ in München eingeladen wurde. Auch die Biographie von Graevenitz soll daher erörtert werden. Ein zweites Thema soll die Aussage des Denkmals selber sein: Es erinnert an den aus Talheim stammenden Dichter Max Schneckenburger, dessen später vertontes Gedicht „Die Wacht am Rhein“ im Kaiserreich sehr populär wurde und zum Schlachtgesang mehrerer Kriege gegen Frankreich wurde. „In Zeiten, in denen wir stolz auf die europäische Einigung und die deutsch-französische Freundschaft sind“, so Specht, „muss man auch dies kritisch hinterfragen.“

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