Volltextsuche auf: https://app.tuttlingen.de
News

„Tuttlingen von oben“: Ausstellung zeigt Luftbilder – Älteste Aufnahmen von 1914


„Tuttlingen von oben“ heißt die nächste Ausstellung im Museum im Fruchtkasten. Sie zeigt Luftbilder aus den letzten gut 100 Jahren und öffnet am 25. Juli 2020 ihre Pforten. Da unter den derzeitigen Bedingungen eine Vernissage nicht möglich ist, gibt es eine Einführung im Internet zu erleben. Sie ist ab Freitag, 24. Juli 2020, 19 Uhr unter www.museen-tuttlingen.de verfügbar.

Blick von oben auf die Tuttlinger Innenstadt als auf dem Marktplatz noch ein Kreisverkehr war
 
Die in der Ausstellung gezeigten Luftbilder dokumentieren die bauliche Entwicklung der Stadt in den vergangenen 100 Jahren. Die ältesten Luftbilder entstanden am 15. Juli 1914, als das Luftschiff „Z VII“ Tuttlingen überquerte. Es befand sich auf einer Fahrt von Friedrichshafen zu seinem Heimatflughafen Baden-Oos. Offensichtlich war ein Techniker an Bord, der aus Tuttlingen stammte, und über den die beiden Bilder zu Verwandten nach Tuttlingen gelangten. Diese Fotos dokumentieren den baulichen Zustand der Stadt kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Das bedeutendste Bauprojekt, der Bau der Groß Bruck, ist gerade im Werden. Deutlich ist eine Notbrücke zu erkennen, die auf Höhe des heutigen Rathaussteges angelegt war, um den Verkehr während der Bauzeit der neuen Brücke umzuleiten.

Blick auf das Rathaus und den Donauspitz von oben in schwarz-weiß

Zu der Besatzung dieses Militärluftschiffes gehörte auch der Schorndorfer Paul Strähle (1893-1985). Nach dem Krieg erwarb er einige Militärflugzeuge und richtete eine private Linie für Post- und Passagierflüge ein. Von ihm stammen einige Fotos, die in den 1920er und 1930er Jahren entstanden und Tuttlingen, Möhringen und Nendingen zeigen.
 
Deutlich zu erkennen ist die Lage Tuttlingens in einem Tälerstern, der vor Millionen von Jahren geformt wurde, und der der Landschaft sein typisches Gesicht verleiht. Die Feldberg-Donau umfloss den Honberg und bildete einen Umlaufberg. Die Siedlung Tuttlingen wurde unter diesem Berg angelegt. Inzwischen hat sich die Bebauung um den Berg geschlungen und sich nahezu das gesamte Tal erobert.

Blick auf den Honberg und die Stadt von oben in schwarz-weiß
 
Tuttlingen ist eine geplante Stadt mit großen Achsen und rechteckigen Quartieren. Nirgendwo kann man diese klare Struktur besser erkennen als aus der Luft. So wurde die Stadt nach dem Stadtbrand 1803 angelegt und später fortgeführt. Es erstreckten sich zunächst ein breiter Gürtel an Feldern und Wiesen um die Stadt, die heute fast durchweg überbaut sind. Die Ausstellung zeigt die Struktur und den Wandel der Stadt, aber auch deren Flächenverbrauch. Sie demonstriert so, dass Landschaft und Bauflächen nicht beliebig vermehrbar sind.
 
Bald entdeckte auch das Militär die Luftbildfotografie für sich. Fotos, die amerikanische Aufklärungsflugzeuge Ende Im Februar 1945 von Tuttlingen fertigten, sind deutliche Belege. Strategisch wichtige Punkte sind erfasst und bezeichnet. Für die Nelkenkultur interessierten sich die Amerikaner ebenso wie für die großen Schuhfabriken und Instrumentenhersteller. Brücken, der Bahnhof und die Kreisverwaltung der NSDAP waren von großem strategischem Interesse und kamen als Bombardierungsziele in Betracht.

Die Fotogrammmetrie, ein spezielle Luftbildfotografie, lichtete die Strukturen der Stadt und der Flur mit akribischer Genauigkeit ab und lieferte die Grundlage für spätere Karten. Strukturen, die fast abstrakt anmuten, sind auf diesen Bildern zu sehen.
 
Gar mancher wird das Phänomen bereits kennen: Sobald man von der Erde abhebt, verändert sich die Perspektive. Es wird schwerer, Orte, Straßen oder Gebäude zuzuordnen. Zugleich erweitert sich auch der Horizont. Genau dieses Phänomen kann man an Fotos, die aus der Luft aufgenommen wurden, bestaunen.
Menü zurück Seite
neu laden
zur
Startseite
mehr
Infos
Hilfe schließen
Direkt nach oben